Die Spurlautprüfungen beginnen!

Es ist März, die Spurlautprüfungen fangen an. Als Bracke soll der Teckel einen durchgängigen, starken Laut am Hasen zeigen. Der Spurlaut ist eine genetische Anlage, er kann einem Hund nicht “antrainiert” werden. Doch wieso wird er gerade am Hasen geprüft und muss man für eine Anlagenprüfung überhaupt üben? In diesem Blogbeitrag zeigen wir euch die Schritte zu einer erfolgreichen Prüfung.

Die Grundlagen verstehen

Der Spurlaut ist eine höchstwahrscheinlich dominant vererbte Anlage, die in vielen jagdlichen Linien des Teckels vertreten ist. Erwirbt man einen Teckel aus zwei nachweislich spurlauten Eltern, sind die Chancen hoch einen lauten Hund zu bekommen. Doch sind beide nicht reinerbig laut, können auch aus solchen Verpaarungen stumme Hunde fallen. Einem solchen Hund wird man den Laut nicht anüben können, er wird die Spur bis an sein Lebensenende stumm arbeiten.
Nun aber kommt der Knackpunkt an der Sache – auch ein spurlauter Hund wird diese Anlage erst mit steigendem Alter zeigen. Manche schon mit 4 Monaten, manche erst mit 15 Monaten und mehr. Die Festigung des Lauts kann dann auch noch mal einige Zeit in Anspruch nehmen, bis der Hund eine solide laute Arbeit am Hasen zeigt.
Auch ist die Qualität des Lauts je nach Individuum unterschiedlich ausgeprägt: manche zeigen den Laut schon bei sehr wenigen Duftpartikeln, sie haben also eine niedrige Reizschwelle, manche brauchen als Trigger eine sehr starke Duftspur – sie haben eine hohe Reizschwelle. Extreme Hunde mit sehr niedrigen Reizschwellen werden gerne als waidlaut kategorisiert (waidlaut bedeutet Laut geben ohne Spur), arbeiten in Wahrheit aber oftmals eine sehr alte Spur, oder eine Menschenspur, oder sogar ihre eigene Spur. Das andere Extrem wird unter den typischen Prüfungsgegebenheiten vielleicht nie laut – denn solche Hunde brauchen eine nur wenige Sekunden alte, intensive Geruchsspur bei besten Vorraussetzungen.
Beste Vorraussetzungen bedeutet kein/wenig Wind, feuchter Untergrund, mildes Wetter, dichte, aber nicht zu hohe Vegetation, flaches Gelände ohne Hindernisse. So zeigen auch Hunde mit einem eher schlechten Spurlaut eine zufriedenstellende Arbeit, wenn sie schnell genug auf die Spur gesetzt werden. Mit jeder Sekunde die vergeht, schwindet die Spur. Nur wenige Sekunden können bei einem Hund mit schwach ausgebildetem Spurlaut entscheidend sein.

Warum eine Hasenspur?

Spurlaut wird traditionell am Hasen geprüft, und das hat auch gute Gründe. Der erste ist rein praktischer Natur. Der Hase als klassischer Feldbewohner mit einer schnellen, weiten Flucht ins Gelände erlaubt es den Richtern, den Spurverlauf genau zu beobachten. Seine Angewohnheit, sich bei Gefahr zu drücken und erst im letzten Moment zu flüchten, erlaubt es den Hund auf einer sehr frischen Spur anzusetzen, deren Startpunkt man genau kennt.
Desweiteren gibt der Hase eine sehr flüchtige, schwache Spur ab, die keine/kaum Bodenverwundung verursacht – an ihr kann man die Nuancen und die Qualität des Lauts um ein vielfaches besser bewerten als auf einer “Geruchsautobahn”, die beispielsweise ein Reh hinterlässt.
Daher erlaubt die Hasenspur nicht nur eine gute Bewertung des Lauts, sondern ebenfalls der Nase und Passion – zwei weiteren sehr wichtigen Eigenschaften des Jagdteckels. Mit der Nase ist nicht die Riechleistung des Hundes gemeint, sondern die Fähigkeit, Geruchsinformationen im Gehirn schnell zu kategorisieren und zu verarbeiten – und sie in Bewegungsreize umzuwandeln. Ein Hund mit guter Nase erkennt mit jedem Schnüffler im schnellen Lauf Intensitätsgefälle und passt seine Richtung diesbezüglich an – unter Berücksichtigung von Geländewechseln und Wind. Er ist in der Lage, ein dreidimensionales mentales Bild der Spur zu kreieren, die es im erlaubt im Falle des Spurverlustes schnell das richtige Manöver einzuleiten, um die Spur wieder aufzunehmen. Die Passion, oder auch Finderwille, ist der Motor, der ihn dabei antreibt.

Richtiges Üben

Wie schon erwähnt, auch wenn es sich beim Spurlaut um eine genetische Eigenschaft handelt, sollte im Vorfeld ausreichend geübt werden. Bei jungen Hunden muss sich die Passion erst entwickeln, der Laut reifen und die Nase auf die neue Situation trainiert werden. Die momentan so gerne hochgehaltene Frühreife hat züchterich nicht nur Vorteile – auch ist ein Hund, der früh laut ist, nicht zwangsläufig später der bessere Jagdhund. Geduld ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
Für die erste Übung warten wir am besten einen optimalen Tag ab. Also mildes Wetter mit taufeuchtem Gras oder anderem nicht zu hohen Bewuchs, in einem überschaubaren Gelände. Der Hase wird vorher mit dem Fernglas oder der Wärmebildkamera bestätigt und dann zu zweit angegangen. Der Hundeführer hat seinen jungen Hund auf dem Arm, an einer langen Schleppleine mit breiter Halsung, und hat ihm die Augen verschlossen oder den Hund vom Hasen weggedreht. Der Hund sollte den Hasen auf keinen Fall eräugen. Der Helfer läuft in einer Linie hinter dem Führer. Sobald der Hase hochgeht, fixiert der Hundeführer die Sasse, der Helfer verfolgt den Spurverlauf im Gelände. Der Hundeführer geht die Sasse zügig an setzt den Hund dahinter auf bzw. knapp neben der Spur an, bestenfalls so dass der Wind die Spur zum Hund trägt – so kann sich der Hund optimal einbögeln, ohne sich in der Sasse festzusaugen. Als Hundeführer kann man sich in die Sasse stellen, um den Hund von diesem Punkt abzuschirmen. Warum gehen junge, unerfahrene Hunde zur Sasse und graben darin sogar? Das Gehirn sagt ihnen, dass sie sich entlang des Intensitätsgradienten bewegen sollen. Dies bedeutet, immer hin zur höheren Geruchsintensität – so ist es für einen Hund überhaupt möglich, eine Spur in Fluchtrichtung voranzutreiben. Die Sasse ist aber der Punkt der hösten Intensität in diesem Moment, sodass der Hund den Hasen in oder drunter vermutet. Das junge Gehirn muss erst lernen, solche “Geruchsrätsel” aufzulösen.

Hase in der Sasse. Durch seinen langen Aufenthalt an einer Position verliert er dort viele Geruchspartikel, die noch lange intensiven Geruch abgeben.

Der Hase steht auf, und hinterlässt eine volatile Duftspur entlang der Flucht.
Die ehemalige Sasse ist der lokale Punkt mit höhster Geruchsintensität – ein junger Hund kann sich darin festarbeiten, und verliert so kostbare Sekunden für die Spurarbeit. Hund also hinter der Sasse ansetzen, mit dem eigenen Körper den Weg zurück abblocken.
Optimales Angehen einer Hasenspur. S=Sasse, dahinter Spurverlauf des nicht mehr sichtigen Hasen. Großes H= Hundeführer, kleineres H= Hund. B=Begleiter/Helfer, der den Verlauf beobachtet. Der Hundeführer bringt den Hund gegen den Wind auf die Fährte, und blockt dann den Weg zur Sasse, gibt dem Hund ggf. Hilfestellung in den Spurverlauf zu finden. Der Beobachter/Helfer bleibt zurück. Sobald der Hund in der Arbeit ist, bleibt der Hundeführer ebenfalls stehen.

Nimmt der Hund die Spur an und folgt ihr, muss der Hundeführer schnell folgen. Bewegt sich der Hund weg von der Spur, schränkt die Leine seinen Bewegungsradius ein, sodass er die Chance hat sie wiederzufinden. Hilfen sollten nur spärlich gegeben werden, auch ein übertriebenes Anrüden ist nicht föderlich. Spurarbeit ist für den Hund ein selbstbelohnendes Verhalten, Lob ist also nicht zwingend erforderlich und kann einen jungen Hund nur irritieren. Die Hauptregel ist: so wenig mit dem Hund kommunizieren wie notwendig, so viel wie nötig. Sehr unsichere Hunde benötigen ggf. mehr Hilfestellung, überpassionierte Exemplare kann man mit zusätzlichen Anrüden ins waidlaute aufstacheln.

Die Leine dient in den ersten Versuchen einerseits dazu zu verhindern, dass der junge Hund einfach in eine andere Richtung davonrennt oder einem visuellen Reiz folgt (Vögel), andererseits fördert das vermeidliche “zurückgehalten werden” die Passion und ggf. auch den Laut. “Wollen und nicht können” ist ein guter Motivator. Sind die Übungsmöglichkeiten begrenzt/straßennah, ist es kein Problem einen Hund mit guter Spurarbeit und ordentlichem Laut das erste mal auf der eigentlichen Prüfung frei suchen zu lassen. Bei vorsichtigen, unsicheren Hunden sollte im Vorfeld frei geübt werden – diese Hunde haben oftmals auch ein Problem damit, sich vom Führer zu lösen und müssen ihren Radius im eigenen Tempo Schritt für Schritt ausweiten.

Übt man ohne Leine, sollten Hundeführer und Helfer stehen bleiben, sobald der Hund arbeitet. Wenn wir vom Fährtenverlauf wissen, geben wir dem Hund unbewusst mit unserer Körpersprache/Laufrichtung Hinweise, wo lang die Spur verläuft. Der Hund lernt immer am meisten, wenn er sich alles selbst erarbeiten muss.

Zeigt der Hund keinerlei Interesse an der Spur, ist es ggf. noch zu früh in seiner Entwicklung – oder die Bedingungen sind zu schwer. Man sollte hier einige Wochen/Monate abwarten oder auf einfachere Bedingungen warten.

Die Prüfung

Am allerwichtigsten ist es, sich im Vorfeld genau die Prüdungsordung durchzulesen und sie auch zu verstehen. Nichts ist frustrierender als eine schlechte Punktzahl, weil man selbst Fehler gemacht hat.
Impfausweis, Ahnentafel, Signalhalsung, GPS-Gerät, Retrieverleine (oder andere sehr einfach abzumachende Leine), Wasser und Futter einpacken, ggf. Augenbedeckung für den Hund (abgeschnittene Socke, Kappe, Tuch).
Den Anweisungen der Richter und Prüfungsleiter genau folgen, zügig bewegen, den eigenen Hund still halten wenn andere Arbeiten.

Wir wünschen viel Erfolg!

Mehr zu Spurlaut und der Vererbung dieser wichtigen Eigenschaft zum Nachlesen gibt es hier: The International Working Teckel Volume II

Gibt es Fragen zum Thema Spurlaut? Nur her damit! Wir beantworten Sie gerne!

5 thoughts on “Die Spurlautprüfungen beginnen!”

  1. Pingback: Spurlaut trials coming! – International Working Teckel

  2. Ein ganz toller Artikel – umfassend und absolut lesenswert! Ich habe diesen Artiel mit Begeisterung an viele Jagdhundeführer weiterempfohlen. Vielen Dank für so eine tolle Arbeit!

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